Erst Chaos – dann Ankommen

Drei Jahre nach dem Umzug in ein neues Land blicke ich zurück.
Was sich zuerst wie eine Bruchlandung anfühlte, wurde zur kraftvollsten Erfahrung meines Lebens.

Drei Jahre UK.
Ich versuche zurückzublicken – und in Worte zu fassen, was passiert ist.

Totales Chaos. Echtes Ankommen. Der größte Schock. Und das alles unter dem Vergrößerungsglas.

Warum?

Weil ich nicht langsam und bewusst entschieden habe, sondern so schnell ging.
Zum Beispiel zu überlegen welche Freundschaften mein Leben wirklich bereichern – und welche einfach nur da waren, weil sie nie ganz verschwunden sind.

Nein, ich hatte plötzlich: keine Freunde mehr.
Eine Grenzerfahrung. Und nicht die einzige.

Da war die Unsicherheit der Immigration – keiner wusste, wie das post-Brexit ausgehen würde. Kein Eigenheim, über Monate hinweg.
Ein Ehemann, dem die Kraft ausging – und der sich für eine Weile ziemlich verabschiedet hat.
Riesige Erwartungen an das Leben in Nähe der Großeltern – an Unterstützung, Verbindung – und das schmerzhafte Auseinanderklaffen zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Nichts war gut.

Bis es gut wurde.

Unzählige Male habe ich meine Koffer angeschaut und mich ertappt bei dem Gedanken:
„Ich könnte einfach wieder heimfahren.“

Aber da war eine Stimme.
Leise, aber klar.
Bleib. Geh durch. Das ist deine Chance.

Und es war meine Chance.

Ich habe den Moment kennengelernt.
Als Guru.
Als Leitstern.
Als mein Ein und Alles.

Jetzt gerade atme ich. Jetzt gerade ist alles gut. Das wurde zu meinem Mantra.
Und plötzlich war es gut – nicht im Außen, sondern im Innen.

Heute staune ich über diese riesige Chance.
Wenn nichts mehr da ist, kann alles neu beginnen.

Die Freundschaften: Manche haben sich, über die Distanz, tief verwurzelt. Andere sind gegangen. Neue sind vor Ort entstanden.

Meine Ehe hat eine klare, stimmige Form gefunden.
Meine Grenzen – und meine Einladungen – sind klar.

Oh Mann, bin ich dankbar.
Für diesen Superdünger, den so eine Bruchlandung mit sich bringt.

Und das hat sich ausgeweitet, bis heute.
Es ist schon länger so – aber dieser Moment, dieses dreijährige Jubiläum, ist für mich ein Anlass:
Zurückzublicken, zu feiern, Danke zu sagen.

In diesem Sommer sind auch die Blumen wieder stark präsent in meinem Leben.
Folientunnel. Gewächshaus. Feld. Garten.
Lebendigkeit.

Es ist ein stilles Ankommen.
Ein stetes Ankommen.

Ich bin nicht nur im Innen –
jetzt auch im Außen:
Da.

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Was, wenn du dich selbst spürst – und nichts zusammenbricht?