Wie du dich würdevoll aus Verstrickungen lösen kannst

Nicht meine Angst.
Nicht mein Chaos.
Nicht meine Meinung.
Ich gehe.

Kennst du das Gefühl, plötzlich mittendrin in einer Dynamik zu stecken, die eigentlich gar nicht deine ist? Sich zu verstricken ist menschlich – sich zu lösen auch.

Du diskutierst, verteidigst, fühlst mit – und merkst irgendwann: Ich habe mich weder bewusst dafür entschieden, noch bringt es mir etwas. Und trotzdem bin ich mittendrin. Warum?

Warum wir uns verstricken

Wir sind eingebunden – in Familien, Freundschaften, Teams, Gemeinschaften und vor allem: in unsere Gesellschaft.

Oft übernehmen wir unbewusst Themen, Ängste oder Konflikte anderer.
Wir „stricken mit“ an einem Pullover, der weder unsere Farbe noch unsere Größe hat. Und meist können wir gar nichts Sinnvolles dazu beitragen.

Oft sieht das leider auch so aus, dass wir mitreden – über jemand anderen.
„Bullshitting“ nennt man das. Und das ist brandgefährlich.

Wir müssen uns dessen wirklich bewusst sein. Wir müssen diese Zyklen brechen.
Das gelingt am ehesten, wenn wir mit uns selbst in Kontakt sind, uns selbst ehren – und uns selbst vertrauen.

Es ist zutiefst menschlich, sich zu verstricken.
Und: Es ist okay, sich Sicherheit zu wünschen. Es ist okay, dazugehören zu wollen.
Und – es ist genauso okay, auszusteigen.

Der Moment des Erkennens

Manchmal braucht es nur einen stillen Moment.
Ein Innehalten.
Die Frage: Will ich das wirklich?

Plötzlich wird klar:
Dieses Drama, diese Dynamik, diese Auseinandersetzung – sie gehört nicht zu mir.
Sie führt mich weg von mir, nicht näher zu mir hin.

Dann darfst du zur Zuschauerin werden.
Ohne Hohn. Ohne Ablehnung. Einfach nur innerlich klar:
„Das ist nicht mein Thema.“

Und genau das ist ein Geschenk.
Ein Ausstieg muss nichts Dramatisches sein.
Du kannst still aufstehen.
Nicht einsteigen. Den Raum verlassen – für einen Moment, oder für länger.

Was „würdevoll aussteigen“ bedeutet

Würdevoll auszusteigen heißt nicht, sich abzuwenden oder andere zu verurteilen.
Es heißt: Bei dir zu bleiben. In Würde.

Nicht mitzumachen – nicht, weil du „besser“ bist,
sondern weil du erkannt hast:
Das ist nicht mein Weg. Das ist nicht mein Beitrag.

Du sagst Ja zu dir –
ohne laut Nein zu anderen sagen zu müssen.

Gerade in diesen Zeiten kann das auch politisch gelesen werden:
Als Beitrag zu mehr Nuance im Schwarz-Weiß-Denken.
Denn zwischen Ja und Nein liegt oft ein stilles:
„Ich mache hier nicht mit.“

Die Rolle der Selbstkenntnis

Damit du erkennst, wann ein würdevoller Ausstieg möglich und notwendig ist, braucht es Selbstkenntnis.
Und ein tiefes Verankertsein in deinen Werten.
Ein Ehren deiner inneren Integrität.

„Mir ist Respekt so wichtig – da mache ich nicht mit.“
„Mir ist Mitgefühl heilig – deshalb stimme ich nicht zu.“

Wenn du weißt, was dich ausmacht, wer du bist und was dir wichtig ist,
erkennst du schneller, wenn du aus Angst, Gewohnheit oder Loyalität in fremde Geschichten hineinschlitterst.

Nur dann kannst du sagen:
Bis hierhin – und nicht weiter.

Mach dich gefasst auf Leere

Im ersten Moment wirst du vielleicht noch nicht sehen, dass es weitergeht, wenn du gehst.
Denn oft hast du kein Ziel – du weißt nur: So nicht mehr.

Diese Leere scheuen wir.
Doch sie ist ein Raum der Verbindung mit dir selbst.
Ein intimer, würdevoller Moment.

Und manchmal wird darin eine leise Stimme laut – die Stimme der Scham:

„Glaubst du etwa, du bist etwas Besseres?“
„Du bist einfach zu empfindlich.“
„Du musst immer den Spaß verderben…“

Vielleicht hast du das nie erfahren, dass du geliebt wirst, wenn du auf dich schaust.
Bau dir ein Netzwerk aus Menschen, mit denen du feiern kannst, dass du ausgestiegen bist.
Die dich bestärken: Du hast Ja gesagt – zu dir.

Und wenn es gerade niemanden gibt:
Schreib es dir auf.
Erkenne dich selbst. Würdige dich.

Abschluss-Reflexion

👁️ Wo machst du mit – obwohl du tief innen weißt: Das ist nicht mein Weg?
🪶Wovor hast du Angst, wenn du sagst: Bis hierher – und nicht weiter?
🧶Was wäre ein würdevoller Ausstieg aus einer Dynamik, der du nicht (mehr) zustimmst?

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